Der bayerische Innenminister Beckstein, CSU, warnte in den letzten Tagen wiederholt davor, daß womöglich „iranische Agenten bei der Fußball-WM Zwischenfälle provozieren wollen. Der französische Geheimdienst soll deutsche Sicherheitsstellen gewarnt haben.“

Nun, denkbar ist bekanntlich viel. Aber ist es auch halbwegs glaubhaft bzw. besitzt es auch nur einen Hauch von Wahrscheinlichkeit? Ist etwa die iranische Regierung so suizidal verlangt, daß sie freiwillig den Vorwand für einen längst vorbereiteten Krieg gegen den Iran liefert und Terrorakte in NATO-Staaten verüben läßt?

Muß man womöglich angesichts dieser wundersamen Informationsauswürfe bayerischer Provinzpolitiker, nachdem sie angeblich mit Topinformationen französischer Geheimdienstler zu den aktuell denkbar brisantesten Hintergründen der Weltpolitik überhaupt gefüttert wurden, neuerdings sozusagen von einer deutschlandweit überlegenen Intelligence Bavaroise ausgehen? – Natürlich nicht!

Weiß ein bayerischer Innenminister, sonst eher bekannt für deftige Bierzeltsprüche und hartes Durchgreifen gegen Demonstranten bei der alljährlichen Münchner NATO-Konferenz (von vielen Teilnehmern häufig auch prägnant „Kriegstreibertagung“ genannt statt „Sicherheitskonferenz“ oder „Wehrkundetagung“), und zwar bundesweit er alleine, tatsächlich mehr über Gefahren „iranischer Agentenprovokationen“ als z.B. der Bundesinnenminister Schäuble oder der Außenminister Steinmeier, von denen solche Warnungen nicht zu vernehmen sind?

Nun, das ist wahrlich nicht zu vermuten.

Was Beckstein einerseits von sich gibt, und was er vor allem anderseits nicht verkündet, das allerdings ist durchaus einer näheren Betrachtung wert.

Beckstein könnte schließlich auch wiedergeben, daß bereits wenige Tage (Ende Mai) zuvor eine andere ominös-groteske „Warnung“ im Nahen Osten plaziert wurde, die de facto den Iran in ein schlechtes Licht rückte oder rücken sollte. Ihr zufolge (laut Ynet bzw. al-Watan) wären angeblich Anschläge von Hisbollah-Zellen (also gerade nicht iranisch-staatlichen Agenten) zu befürchten, die belegen sollten, daß der Iran zur Vergeltung in der Lage wäre, sollte er angegriffen werden. Warum unterläßt es Beckstein, dies zu erwähnen? Etwa weil dann ein Muster erkennbar wäre – eines, das allen möglichen unbelegten Unsinn verbreitet, Hauptsache der Iran wird als Täter und bzw. schuldiger Drahtzieher dargestellt?

Beckstein könnte auch – was er wenig überraschend aber ebenfalls unterläßt – die Warnungen von Ray McGovern zitieren, immerhin langjähriger früherer CIA-Analyst und US-Präsidentenberater. McGovern hatte sich erst jüngst mutig bei einer Publikumsfragerunde im Anschluß an eine Rumsfeld-Rede mit so überaus deutlichen Vorwürfen (zu Lügen bezüglich behaupteter/erfundener Lagerstätten irakischer Massenvernichtungswaffen) in Richtung Rumsfeld hervorgewagt, daß dieser ziemlich strauchelnd reagierte, ja beinahe hilflos stammelte.

Aktuell befürchtet McGovern jedenfalls inszenierte (d.h. von „westlichen“ Geheimdiensten durchgeführte oder zugelassene/unterstützte) Terroranschläge in Europa und/oder den USA, um Pläne der Bush-Administration zu rechtfertigen, den Iran militärisch anzugreifen, was bereits im Juni oder Juli der Fall sein könnte (jedenfalls zeitlich einigermaßen deutlich vor den Herbstwahlen zum US-Kongreß).
Beckstein schweigt zu solchen Einschätzungen. Weil nicht sein kann, was im bürgerlichen Bewußtsein nicht sein darf?

Was aber ist wahrscheinlicher?
Daß iranische Agenten „Provokationen“ ausführen, um die iranische Opposition zu diskreditieren, obwohl das, sollten sie „geschnappt“ werden, ein unvergleichliches außenpolitisches Fiasko für den Iran bedeuten würde?
Oder daß ein etwaiger Vorfall indirekt oder direkt dem Iran in die Schuhe geschoben werden soll (schlimmstenfalls als propagandistischer Kriegsvorwand), während die eigentlichen Täter in „eigenen“ Geheimdienstkreisen (wie CIA oder Mossad) zu finden wären?

Drei Beispiele sollen der besseren Einschätzung der hier zur Frage stehenden Wahrscheinlichkeit dienen:

  1. Der Luftangriff der USA unter Präsident Reagan auf Libyen
  2. Der Angriff Israels auf die USS Liberty
  3. Die Einschätzung des Mossad durch amerikanische Militärakademien als „Wildcard“

1. Der Mossad-Aussteiger Victor Ostrovsky berichtet in seinem Buch „Geheimakte Mossad“ über die „erfolgreich“ angewandten miesen geheimdienstlichen Tricks, die Libyen in ein schlechtes Licht werfen, und die USA zu einem militärischen Angriff auf Libyen veranlassen sollten.

„Ein Trojaner war ein besonderer Kommunikationsapparat, der von Marinekommandos tief im Feindesland angebracht wurde. Der Apparat fungierte als Relaisstation für Mitteilungen, die von der Desinformations-Abteilung des Mossad, kurz LAP genannt, ausgesandt wurden, um den Gegner in die Irre zu führen. Die Konserven-Aufnahmen wurden von einem Schiff der israelischen Marine auf dem offenen Meer ausgesendet. Es benutzte eine nicht entschlüsselbare digitale Übertragung, die nur von dem Trojaner empfangen werden konnte. Der Apparat sendete dann die Meldung erneut auf einer anderen Frequenz, die für offizielle Angelegenheiten im Feindesland benutzt wurde. Sie wurde dann von amerikanischen Horchstationen in England oder sonstwo aufgefangen.
Die Amerikaner gingen mit Sicherheit davon aus, daß sie eine echte (in diesem Fall libysche) Meldung aufgefangen hatten, von daher der Name Trojaner – in Erinnerung an das Trojanische Pferd aus der Mythologie. Der Inhalt der Botschaften bestätigte nach der Dechiffierung Informationen anderer Geheimdienstquellen, insbesondere die des Mossad. Der Trojaner selbst mußte so nahe wie möglich an der üblichen Quelle solcher Meldungen plaziert werden, weil die Amerikaner durch ausgeklügelte trigonometrische Berechnungen die Quelle verifizieren konnten.
Zwei Eliteeinheiten der Armee waren für die exakte Plazierung des Apparates zuständig, die Matkal-Aufklärungseinheit und die Flotilla 13, das heißt die Marinekommandos. Bei dieser Operation plazierte die Flotilla 13 einen Trojaner in Tripolis, Libyen.
In der Nacht vom 17. auf den 18. Februar waren zwei israelische Flugkörper-Schnellboote, die »SAAR 4« der Moledet-Klasse, bestückt mit Boden-Boden-Raketen vom Typ Harpoon und Gabriel, dem Anti-Raketen-System »Vulcan Falanx«, 20-mm-Maschinenkanonen und 0.5′-Kanonen, sowie die »Geula« der Hohit-Klasse mit einer Helikopterplattform und Helikoptern sowie der regulären »SAAR-4«-Bewaffnung auf einer scheinbar routinemäßigen Patrouille im Mittelmeer Richtung Sizilien unterwegs. Sie fuhren wie üblich gerade außerhalb der libyschen Territorialgewässer. Die Kriegsschiffe drosselten mitten in der Nacht nördlich von Tripolis ihre Geschwindigkeit auf vier Knoten. Da sie für das Radar sowohl in Tripolis als auch auf der italienischen Insel Lampedusa sichtbar waren, verlangsamten sie ihre Fahrt so lange, bis ein Team von zwölf Kampfschwimmern in vier sogenannte nasse U-Boote, die dicht unter der Wasseroberfläche fuhren, sogenannte »Schweine«, und zwei Schnellboote mit niedriger Silhouette, sogenannte »Vögel« übersetzen konnten. Die »Schweine« konnten jeweils zwei Kampfschwimmer in voller Ausrüstung transportieren. Die »Vögel«, ausgerüstet mit einem 7.62-Kaliber-MG und einer Reihe tragbarer panzerbrechender Raketen, konnten je sechs Kampfschwimmer aufnehmen und die leeren »Schweine
« ins Schlepp nehmen. Sie brachten die Kommandos so nahe wie möglich an die Küste heran, wodurch die Distanz, die die »Schweine« zurücklegen mußten, erheblich reduziert wurde. Die »Schweine« waren versenkbar und sehr leise, aber relativ langsam. 
Die libysche Küste war dreieinhalb Kilometer entfernt. Im Südwesten glitzerten die Lichter von Tripolis. Acht Kampfschwimmer stiegen in die »Schweine« um und nahmen Kurs auf die Küste. Die »Vögel« blieben an einem festgelegten Treffpunkt zurück, zu »gewalttätigen Aktionen« bereit, sofern es die Situation erforderte. Die acht Kommandos, in ihren Gummimaßanzügen bis an die Zähne bewaffnet, gingen an Land. Die Einheit ließ ihre wie Zigarren geformten Transporter im flachen Wasser abgesenkt zurück und marschierte landeinwärts. Zwei Mann trugen den Trojaner, einen 1,80 Meter langen dunkelgrünen Zylinder von 18 Zentimeter Durchmesser.
Ein grauer Lieferwagen stand am Straßenrand, etwa 30 Meter vom Strand entfernt Es war die Schnellstraße von Tripolis nach Sabratha und Bengasi. Um diese Zeit gab es kaum Verkehr. Der Fahrer des Wagens schien einen Platten zu reparieren Als sich das Team näherte, hörte er mit seiner Arbeit auf und öffnete die rückwärtige Tür des Lieferwagens. Er war ein Mossad-Kämpfer. Ohne ein Wort sprangen vier Mann in den Wagen und fuhren Richtung Stadt. Die anderen vier kehrten zum Strand zurück und nahmen bei ihren abgetauchten »Schweinen« eine Verteidigungsstellung ein. Ihre Aufgabe war es, eine Fluchtroute für das andere Team offenzuhalten, falls Probleme auftauchen sollten.
Gleichzeitig war ein israelisches Geschwader südlich von Kreta mit aufgetankten Maschinen einsatzbereit. Es war in der Lage, Bodenkräfte von der Kommandoeinheit fernzuhalten und ihnen einen nicht ganz sauberen Abgang zu sichern. Zu jenem Zeitpunkt war die kleine Einheit in drei Gruppen geteilt, was sie extrem verwundbar machte. Sollte eine Gruppe auf feindliche Kräfte stoßen, war sie angewiesen, mit größter Zurückhaltung zu agieren, bevor der Feind zum Angriff überging.
Der Lieferwagen parkte hinter einem Appartementgebäude an der AI Jamhunyh-Straße in Tripolis, keine drei Blocks von der Bab-al-Azizia-Kaserne entfernt, von der man wußte, daß sie Gaddafis Hauptquartier und Residenz war. Die Männer hatten inzwischen Zivil angelegt Zwei blieben bei dem Wagen zurück, um Schmiere zu stehen, die anderen beiden halfen dem Mossad-Kämpfer, den Zylinder in den obersten Stock des fünfstöckigen Gebäudes zu schaffen Der Zylinder war in einen Teppich gewickelt. In dem Appartement wurde die Kappe des Zylinders geöffnet und eine kleine tellerähnliche Antenne entfaltet, die vor dem Fenster in Nordrichtung angebracht wurde. Der Apparat wurde eingeschaltet, und damit war das Trojanische Pferd an seinem Platz. Der Mossad-Kämpfer hatte die Wohnung für sechs Monate gemietet und die Miete im voraus bezahlt. Außer für ihn gab es für niemanden einen Grund, das Appartement zu betreten. Wenn es jedoch jemand täte, würde sich der Apparat selbst zerstören, wobei der größte Teil des Obergeschosses mit in die Luft fliegen würde. Die drei Männer gingen hinunter zum Wagen und fuhren zurück zum Strand. Nachdem er die Leute abgesetzt hatte, fuhr der Kämpfer wieder in die Stadt, um das Trojanische Pferd in den nächsten Wochen zu überwachen Die Kommandos legten unverzüglich mit ihren »Schweinen« ab, denn sie wollten nicht bei Tagesanbruch in libyschen Gewässern erwischt werden. Sie erreichten die »Vögel« und rasten mit voller Geschwindigkeit zu einem Treffpunkt, wo sie von den Flugkörper-Schnellbooten wieder an Bord genommen wurden.
Bereits Ende März empfingen die Amerikaner Nachrichten, die von dem Trojanischen Pferd ausgestrahlt wurden. Der Apparat war nur zu Tageszeiten mit starkem Funkverkehr aktiviert. Der Mossad sandte eine lange Reihe von terroristischen Befehlen an verschiedene libysche Botschaften in der ganzen Welt (beziehungsweise an die Volksbüros, wie sie von den Libyern genannt werden). Die Nachrichten wurden von den Amerikanern dechiffriert, sie schienen ihnen hinreichende Beweise dafür zu liefern, daß die Libyer hinter terroristischen Aktivitäten in der ganzen Welt steckten, und bestätigten die entsprechenden Berichte des Mossad.
Die Franzosen und Spanier gingen dieser Informationsfülle nicht auf den Leim. Ihnen kam es seltsam vor, daß die Libyer, die in der Vergangenheit bezüglich ihres Funkverkehrs sehr vorsichtig gewesen waren, aus blauem Himmel heraus plötzlich ihre Aktionen ankündigten. Sie fanden es auch verdächtig, daß die Berichte des Mossad in einer Sprache verfaßt waren, die den chiffrierten libyschen Botschaften auf merkwürdige Weise glich. Sie argumentierten, daß für den Fall, daß diese Informationen stimmten, der Angriff auf die Diskothek La Belle am 5. April in West-Berlin hätte verhindert werden können, weil zwischen der Anweisung und der Durchführung des Anschlags genügend Zeit gewesen sei, um einzugreifen. Und da dies nicht geschehen sei, konnte er nicht auf das Konto der Libyer gehen, und die neuen Informationen seien ihrer Ansicht nach ein Schwindel. Sie hatten recht. Die Information war ein Schwindel, und der Mossad hatte keinen Anhaltspunkt dafür, wer die Bombe ins La Belle warf, die einen Amerikaner tötete und zahlreiche weitere verwundete. Aber der Mossad war mit so vielen der europäischen Terroristen-Organisationen verbandelt und wußte, daß es in der unheilvollen Atmosphäre in Europa nur eine Sache der Zeit war, bis ein Bombenattentat geschah, bei dem es ein amerikanisches Opfer gab.
Die Mossad-Spitze rechnete fest mit dem amerikanischen Versprechen, einen Vergeltungsschlag gegen jedes Land zu führen, das nachweislich den Terrorismus unterstützte. Das Trojanische Pferd lieferte den Amerikanern den Beweis, den sie brauchten. Der Mossad benutzte auch Gaddafis Psychopathen-Image und seine Erklärungen – die tatsächlich nur für den inneren Gebrauch gedacht waren -, um die richtige Atmosphäre für einen Schlag gegen Libyen zu erzeugen. Es darf nicht verschwiegen werden, daß Gaddafi im Januar die Große Syrte zu libyschem Territorialgewässer erklärt hatte. Die gedachte Linie zwischen dem westlichen und dem östlichen Eckpunkt des Golfes nannte er »Todeslinie«, was ihm nicht gerade ein moderates Image verlieh. Die Amerikaner fielen Hals über Kopf auf die List herein und zogen die etwas widerstrebenden Engländer mit sich.
Die Trojanische Operation konnte als Erfolg verbucht werden. Sie führte zu dem Luftschlag, den Präsident Reagan versprochen hatte. Der amerikanische Angriff hatte für den Mossad ein dreifaches Ergebnis. Er brachte einen Deal zur Entlassung der amerikanischen Geiseln im Libanon zum Scheitern, wodurch die Hisbollah in den Augen des Westens Feind Nummer eins blieb. Er war auch eine Botschaft an die gesamte arabische Welt, der noch einmal verdeutlicht wurde, wo die Amerikaner im arabisch-israelischen Konflikt standen. Und drittens ging das Büro daraus als großer Held hervor, der die USA mit lebenswichtigen Informationen für den Kampf gegen den Weltterrorismus versorgt hatte.
Nur die Franzosen und die Spanier fielen auf den Mossad-Trick nicht herein. Sie waren entschlossen, sich bei diesem aggressiven Akt nicht auf die Seite der Amerikaner zu stellen und erlaubten den amerikanischen Bombenflugzeugen nicht, auf ihrem Weg zum Angriff auf Libyen ihr Territorium zu überfliegen. Damit zeigten sie deutlich, daß sie mit der Aktion nicht einverstanden waren.
In der Nacht zum 15. April 1986 warfen einhundertsechzig amerikanische Flugzeuge über sechzig Tonnen Bomben über Libyen ab. Die Angreifer bombardierten den internationalen Flughafen von Tripolis, die Bab-al-Azizia-Kaserne, die Marinebasis Sidi Bilal, die Stadt Bengasi und den Militärflughafen Banina außerhalb von Bengasi. Die Flugzeuge kamen aus England und von Flugzeugträgern im Mittelmeer. Aus England waren 24 F-lll aus Lakenheath gestartet, 5 EF-111 aus Upper Heyford und 28 Tankflugzeuge aus Mildenhall und Fairford. Sie wurden unterstützt von 18 A-6 und A-7 Kampf- und Kampfunterstützungsflugzeugen, 6 F/A-18 Jägern, 14 EA-6B elektronischen Störflugzeugen und anderen unterstützenden Systemen. Die Marineflugzeuge kamen von den Flugzeugträgern »Coral Sea« und »America«. Auf libyscher Seite gab es annähernd vierzig zivile Opfer, einschließlich der Adoptivtochter Gaddafis. Auf amerikanischer Seite wurden ein Pilot und sein Waffensystemoffizier getötet, als ihr Flugzeug explodierte. Nach der Bombardierung brach die Hisbollah die Verhandlungen über die Geiseln ab, die sie in Beirut gefangenhielt, und richtete drei von ihnen hin, einschließlich des Amerikaners Peter Kilburn. Andererseits wurden die Franzosen für ihre Nichtbeteiligung an dem Angriff durch die Entlassung eines französischen Journalisten, der in Beirut als Geisel festgehalten wurde, belohnt, wie man später erfuhr. (Wie der Zufall so spielt, hatte eine verirrte Bombe bei dem Luftangriff die französische Botschaft in Tripolis getroffen.)“

2. Am 8. Juni 2006 jährte sich zum 39. Mal der Angriff israelischer Streitkräfte auf das amerikanische Aufklärungsschiff USS Liberty. Von der Besatzung wurden 34 getötet und 173 verletzt.
Der Angriff erfolgte während des Sechstagekriegs 1967. Mehrere israelische Kampfflugzeuge attackierten damals das in internationalen Gewässern im Mittelmeer langsam dahinfahrende, damals hochmoderne US-Aufklärungsschiff, das laut Überlebendenaussagen klar als amerikanisches Schiff identifizierbar war (Flagge am Heck; Außenbordwand-Markierungen). Die israelischen Flugzeuge griffen ohne jegliche Warnung mit Raketen an, setzten ihre Bordkanonen und sogar Napalm ein. Gleichzeitig wurden augenscheinlich sämtliche amerikanischen Notfall-Frequenzkanäle der Liberty gestört („Jamming“).
Im Anschluß an den Lufwaffenangriff näherten sich israelische Torpedoboote, schossen mehrere Torpedos auf die bereits schwer lädierte Liberty ab, und feuerten dann auch noch längsschiffs mit ihren Schiffskanonen auf die Liberty. Eine Versenkungsabsicht ist schwerlich zu leugnen. Erfolgreich gelang es der US-Besatzung aber, verzweifelt um ihr nacktes Überleben zu kämpfen, d.h. erstens das Sinken zu verhindern und zweitens auf Basis der Trümmer der zerschossenen Kommunikationsanlagen kurzfristig provisorische Sendefähigkeit wiederzuerlangen und bei der flugzeugträgerbestückten Sechsten US-Flotte eine so dringend benötigte Rettung anzufordern. Deren US-Flugzeuge erhielten unverschlüsselte Abschußgenehmigung bezüglich der ominösen Angreifer und umgehend verschwanden die Torpedoboote. Auch ein bereits über der Liberty schwebender Helikopter mit israelischen Soldaten als Enterkommando in voller Kampfmontur flog unverrichteter Dinge wieder weg. Unmittelbar darauf meldete sich das israelische Militär beim amerikanischen, man habe wohl versehentlich ein amerikanisches Schiff angegriffen, das man mit einem ägyptischen verwechselt habe. Die US-Regierung akzeptierte letztlich diese laue Ausrede, sehr zum Mißfallen höchster Militärs (wie Admiral Thomas Moorer) oder entgegen der Einschätzung des früheren CIA-Chefs Richard Helms.

Wenn man das Schiff für ein ägyptisches hielt, warum erfolgte dann laut einhelligen Berichten der Überlebenden der Liberty der Angriff mit unmarkierten Kampfflugzeugen (ohne Hoheitszeichen)? Dieses Detail ist äußerst wichtig und es ist vielsagend, daß sich Israel bis heute dazu nicht äußert; auch zu den Jamming-Anschuldigungen der US-Notfallfrequenzen nicht!
Unter Fachleuten ist längst völlig unbestritten, daß das israelische Militär genau wußte, was es tat. Aber warum sollte Israel ein US-Schiff versenken wollen?
James Bramford (bekannt vor allem durch einen Wälzer über die NSA) spekuliert wenig überzeugend, das israelische Militär habe Massaker an hunderten ägyptischen Soldaten (Kriegsgefangenen) vor dem modernen Aufklärungsschiff verbergen wollen.
Andere (Joseph Daichman in einem Werk über die Geschichte des Mossad) meinen, daß – wenn die Liberty weiter nach Osten (Richtung Syrien) gefahren wäre – die Sowjets (mit Syrien verbündet) die Funkspruchausstrahlungen hätten abhören und somit kriegswichtige militärische Details der israelischen Stellungen und Planungen an die Araber weiterleiten können, was ein Angriffsmotiv gewesen sein könnte. Aber solcherlei Spekulation überzeugt in keinster Weise. 

Mit Abstand am plausibelsten ist denn auch, was am 10. Juni 2003 die BBC in ihrer Liberty-Dokumentation „Dead in the Water“ ausstrahlte. Der BBC zufolge hat nämlich der Angriff auf die USS Liberty beinahe zu einem atomaren Schlag der USA gegen Ägypten geführt, welches irrtümlich kurzfristig für hinter dem Angriff stehend gehalten worden sei.
Im Jahr 2003 veröffentlichte zudem der Journalist Peter Hounam „Operation Cyanide: How the Bombing of the USS Liberty Nearly Caused World War III“. Darin sagt er, Israel und US-Präsident Johnson seien insgeheim darin übereingekommen, daß die Liberty versenkt werden sollte – mit vollständigen Verlust der Besatzung. Daher sei auch Geleitschutz für die Liberty vorab abgelehnt worden. Die Attacke wäre dann Ägypten in die Schuhe geschoben worden, was den USA erlaubt hätte, Ägypten anzugreifen. Als aber nach zwei Stunden die Liberty noch immer nicht versenkt worden wäre, hätte man den Plan schnell gewechselt. Israel habe sich für den „versehentlichen“ Angriff entschuldigt und eine Vertuschungskampagne habe eingesetzt.
Oh! Da fällt eine gewisse Parallelität des späteren US-Angriffs auf Libyen nach dem Legen falscher Fährten durch den israelischen Mossad ins Auge, nicht wahr? 

3. Eine recht aktuelle Studie innerhalb des amerikanischen Militärs schätzt den Mossad als hochgefährlich ein. Die Washington Times bezieht sich im Artikel „U.S. troops would enforce peace under Army study“ (Washington Times vom 10. September 2001 [sic!]) auf eine 68-seitige Studie der Army School of Advanced Military Studies (SAMS). Über den Mossad äußerten sich dabei SAMS-Offiziere so: „Wildcard. Ruthless and cunning. Has capability to target US forces and make it look like a Palestinian/Arab act.“
Der Mossad sei also ein rücksichtsloser, abgefeimter Joker und dazu fähig, US-Streitkräfte anzugreifen und es wie eine palästinensische/arabische Tat aussehen zu lassen.


Damit sollte die Frage, ob eher Becksteins oder McGoverns Warnungen fundiert und berechtigt sind, leicht beantwortbar sein.
Was aber wohl Herr Beckstein von solchen Erkenntnissen hält? Vermutlich will er davon nichts hören, sehen und auch nicht darüber sprechen.
Er schwadroniert vermutlich lieber auch weiterhin über potentielle iranische Agenten, die möglicherweise „provozieren“ wollen. Aber mal ehrlich, Herr Beckstein, „verwechseln“ Sie da nicht etwas?
Das mit „provozierenden iranischen/persischen Agenten“ auf deutschem Boden war doch zu Schahzeiten (übrigens auch Anfang Juni 1967, wie der infame Angriff auf die USS Liberty), als die sogenannten Jubelperser, eingeflogene Geheimdienstschergen des Schahs von Persien, auf protestierende deutsche Studenten eindroschen, und als gleichentags Benno Ohnesorg von einem Polizisten erschossen wurde.

Vielleicht sollte Herr Beckstein sich in einer ruhigen Minute einmal überlegen, wofür er sich da einspannen läßt. Ein weiterer Lesetipp für ihn könnte ein NewsMaxArtikel vom 8. November 2002 sein. Er ist übertitelt mit: „Sharon: Iran Next on War List“ ([sinngemäß:] Scharon: Der Iran steht als nächstes auf der Kriegsagenda an). Ein Satz darin lautet: „In einem Exklusivinterview mit der New York Post sagte Scharon, daß er ’sobald man den Irak behandelt haben werde‘ dahingehend Druck machen werde, daß der Iran an die Spitze der ´To-do´-Liste rücke.“ 

Von rbk